Ist das Liebe?
Wann spricht man von Liebe? Wo beginnt sie und was erhält sie auch langfristig? Die Ansprüche unserer heutigen Gesellschaft sind ein klein wenig überfrachtet könnte man sagen. Wir wollen einen Partner, der gut aussieht, der intelligent ist und zugleich Emotionalität zeigt, humorvoll ist, unser bester Freund ist, sexuell aktiv und gleichzeitig reizvoll ist. Ist das Liebe?
Diese Idealisierung gaukeln uns nicht nur soziale Medien vor, sondern auch wir selbst. Und zwar in den ersten Monaten einer jeden Beziehung, man nennt es auch verliebt sein. Wir nehmen unseren Partner als Person ohne Ecken und Kanten wahr. Es fühlt sich so – so perfekt an. Stundenlange Gespräche bis hin zu stundenlangem Schweigen. Wir genießen jede Sekunde miteinander. Fragt man Familie und Freunde heißt es häufig "Die Beiden kleben regelrecht aneinander." Man selbst erlebt eine perfekte Liebesbeziehung, zumindest eine zeitlang. Nach ca. drei bis sechs Monaten erlischt diese Idealisierung Stück für Stück. Ecken und Kanten des Partners werden langsam für das Gegenüber sichtbar. Aus Perfektion wird ein Partner mit Subjektivität ersichtlich. Subjektivität eines jeden Individuums - Meinungen, Wahrnehmungen, Vorlieben, Interessen und Gefühle. Enttäuschung macht sich breit und daraus darf dann wohl Liebe entstehen. Nicht aus dem Ideal, sondern aus einer Enttäuschung schlüpft unser Traummann!? So viel schon mal zum Beginn der Liebe.
Ich habe mich verliebt - erledigt
Ich habe nach der Enttäuschung die Subjektivität meines Gegenübers anerkannt - erledigt
Dann dürfte die Liebe für eine Weile bleiben. Wie aber bleibt sie für mehrere Jahrzehnte? Wie wird aus Liebe eine langfristige Liebesbeziehung?
Neben Anerkennung und Wertschätzung sind Gespräche wichtig. Hier darf man erörtern, welche gemeinsame Welt man sich aufbauen mag. Welche Ziele verfolgen wir? Kinder? Karriere? Reisen? Lieben wir es materialistisch oder doch lieber minimalistisch? Eine gemeinsame Welt darf so vieles beinhalten, muss aber nicht alle persönlichen Ziele des Einzelnen abdecken. Bereiche, die man innerhalb der Partnerschaft nicht findet, lebt der Mensch außerhalb der Beziehung aus. Vorlieben und Hobbys lassen sich wunderbar mit Freunden ausleben. Dieser Ausgleich außerhalb der Partnerschaft kann sogar von Vorteil sein. Also nehmt es eurem Partner nicht krumm, wenn er nicht zum Tanzkurs kommen mag oder Hundespaziergänge einfach nicht sein Ding sind. Hauptsache es gibt Bereiche in eurem Leben, die ihr beide teilt. Neben der gemeinsamen Welt sollte Sexualität natürlich eine Rolle spielen. Auch das verbindet und lässt uns vital bleiben.
Aber Vorsicht, Liebe wandelt sich und ist nicht kontinuierlich.
Dabei ist eine persönliche Entwicklung beiderseits wichtig um zufrieden und ausgeglichen zu sein. Auch ein Stück weit Vernunft spricht ebenfalls für eine langfristige Beziehung. Veränderung und Entwicklung sind wichtig, können aber auch in verschiedene Richtungen gehen. Erfreut euch eines gemeinsamen Weges und seid jeden Tag froh, dass euer Partner noch an eurer Seite ist. Selbstverständlichkeit lässt uns schnell respektlos werden. Dabei ist Respekt, Anerkennung und Wertschätzung nicht nur sinnvoll, sondern auch so schön sie vom Partner zu erfahren.
Kann man die verlorene Liebe wiederfinden?
Nein. Wenn zwei Menschen Jahre später erneut aufeinandertreffen, kann wieder Liebe entstehen. Doch man darf beachten, dass beide Menschen sich weiterentwickelt haben, denn Individualität bedeutet Veränderung. Liebe entsteht – ja. Die gleiche Liebe – nein.
Auch innerhalb einer Beziehung können verschiedene Umstände dazu führen, dass die Liebe vergeht. Ich kann mich meinem Partner wieder Stück für Stück annähern, ob an dieser Stelle nochmal Liebe entstehen kann ist fraglich.
Funktionieren Beziehungen besser, wenn man sich charakterlich sehr ähnelt oder sehr voneinander unterscheidet?
Beide Varianten können in beide Richtungen gehen. Wichtig ist, dass die Dynamik in der Beziehung passt.
Kann ich meinen Partner lieben, wenn ich mich selbst nicht liebe?
Wenn mir selbst Werte wie Achtung und Würde ein Fremdwort sind, behandele ich womöglich auch meine Partner nicht würdevoll und mach ihm Vorwürfe. Was erwarte ich von meinem Partner und was erfülle ich selbst? Wir sollten häufiger um unseren Partner werben, als mit ihm zu schimpfen.
Wie hält man eine Beziehung aufrecht, wenn Kinder da sind?
Das kommt darauf an, mit welchen Gedanken wir Kinder in die Welt setzen. Kinder erziehen, um uns selbst zu erziehen – ja. Kinder zeugen, um endlich einen Lebensinhalt zu haben – nein.
Was ist das Schlimmste was einem Kind passieren kann? Wenn es Prinz / Prinzessin wird und nichts als Verwöhnung erfährt.
Kurz um ist es wichtig, das Kinder nicht zum Mittelpunkt unseres Lebens werden.
Welche Altersunterschiede sind in einer Beziehung ok, welche nicht?
Grundsätzlich funktionieren verschiedene Konstellation. Auch hier darf man sich fragen, was für einen Partner man sucht? Darf er väterliche Züge haben und eine gewisse Erfahrenheit und Solidität ausstrahlen? Sucht er hingegen in eine vitale, jugendliche Partnerin? Am Ende ist die Frage, ob dies langanhaltende Aspekte sind oder diese ab einem bestimmten Alter aussterben.
Um nicht nur den Bereich der Liebesbeziehung zu bedienen, dürfen noch drei weitere große Lebensbereiche eine Rolle spielen: Arbeit, Sozialität und das Kulturinteresse.